Mit der beantragten Sperrung der Südtribüne setzt der DFB-Kontrollausschuss ein deutliches und grundsätzlich richtiges Zeichen. Gegen Gewalt und Diffamierung einzutreten, ist lobenswert und trifft in diesem Fall wohl genau das öffentliche Empfinden.
Blickt man sich den Antrag genau an, wird es kniffliger. Als erstes fällt auf: Die empörendsten Vorfälle vom vergangenen Samstag, die Angriffe auf Leipziger Fans, sind nur am Rande erwähnt. Aus gutem Grund, denn die DFB-Gerichtsbarkeit gilt nur im Stadion. Alles, was draußen geschieht, darf der DFB nicht bewerten und nicht in seine Urteile einfließen lassen – hier sind Polizei und Staatsanwaltschaft zuständig.
Deswegen muss man genauer differenzieren: Dass der Unterrang der Südtribüne gesperrt werden soll, ist nur folgerichtig. Das hatte der DFB ja schon einmal verfügt und lediglich zur Bewährung ausgesetzt, nachdem BVB-Fans beim Pokalfinale in Berlin massiv mit Pyrotechnik hantiert hatten. In Mainz aber brannten BVB-Zuschauer wieder Feuerwerk ab, was man als vergleichbaren Vorfall werten kann.
Schwierig wird es bei der nun beantragten Sperrung des Oberrangs. Die begründet der Kontrollausschuss vor allem mit den diffamierenden Plakaten gegen Leipzig und Schmähgesängen in Hoffenheim. Alles moralisch verurteilenswert, keine Frage. Aber: All das hat es in der Bundesliga schon gegeben – ohne dass ein Zuschauerausschluss verhängt wurde.
Der DFB schafft einen Präzedenzfall – dem der BVB wohl wird zustimmen müssen. Sonst kämen in der derzeit aufgeheizten Atmosphäre schnell die Stimmen: Dieser Klub toleriert Gewalt.